Schachtelhalme eindeutig erkennen ist für ihre Nutzung unerlässlich. Obwohl es in Österreich nur 10 verschiedene heimische Arten von Schachtelhalmen gibt, haben viele Kräuterinteressierte oft das Problem, die unterschiedlichen Arten zu identifizieren – doch so schwierig ist es nicht!
Einige Bestimmungsmerkmale reichen aus, um sie rasch richtig zuordnen zu können und nicht etwa den Sumpf-Schachtelhalm statt des heilkräftigen Ackerschachtelhalms zu sammeln.
Schachtelhalme zählen zu den Urlandpflanzen: Sie gehören zu den ältesten und urtümlichsten Gefäßpflanzen unseres Planeten und besiedeln die Erde seit rund 400 Millionen Jahre!
Damals waren sie baumhoch und wuchsen in Wäldern. Nicht zuletzt aufgrund ihrer langen Evolutionsgeschichte besitzen sie ganz besondere, heilkundlich nutzbare Inhaltsstoffe.
Kulinarisch sind sie unserer Ansicht nach keine großen Highlights. In Heilkunde, Garten, Landwirtschaft und Haushalt haben sie dagegen umso mehr zu bieten.
Die kleine Pflanzenfamilie der Schachtelhalmgewächse (Equisetaceae) umfasst übrigens weltweit insgesamt nur etwa 15 Arten.
Wir stellen euch in diesem Beitrag fünf häufige, heimische Schachtelhalm-Arten mit ihren wichtigsten Bestimmungsmerkmalen vor: den Ackerschachtelhalm (Equisetum arvense),
den Wald-Schachtelhalm (Equisteum sylvaticum), den Winter-Schachtelhalm (Equisteum hyemale),
den Riesen-Schachtelhalm (Equisetum telmateya) und den heilkundlich nicht empfehlenswerten Sumpf-Schachtelhalm (Equisteum palustre).
Zunächst einige wichtige botanische Details zu den wichtigsten heimischen Schachtelhalm-Arten:
- – Alle Schachtelhalm-Arten bilden unterirdische Rhizome aus und sind daher mehrjährige Pflanzen. Sie vermehren sich durch Sporen, die kilometerweit über den Wind verbreitet
werden können.
– Meist besiedeln Schachtelhalme feuchte, schattige Lebensräume.
– Die grünen Triebe (Sprosse) sind auffällig in Knoten (Nodium) und Zwischenknoten (Internodien) gegliedert.
– Über jedem Knoten befindet sich ein kleines Blatthäutchen (Mikrophylle), das grün oder braun sein kann und am oberen Ende kleine Zähne besitzt.
Anzahl und Gestalt dieser Zähnchen ist bei jeder Schachtelhalmart unterschiedlich – ein gutes Bestimmungsmerkmal!
– Seitlich vom Knoten zweigen bei den meisten Arten quirlständig angeordnete,
dünne Seitenäste ab, die wiederum in Knoten und Zwischenknoten gegliedert sind.
Und auch hier sind Länge und Anzahl der einzelnen Abschnitte (Segmente) der Seitenäste
im Vergleich zum Blatthäutchen am Stängel wichtig für das eindeutige Erkennen.
– Genauso wichtig für die Bestimmung ist der Stängelquerschnitt: Muster und Ausprägung
der Hohlräume und der Verlauf der Gefäßgänge ermöglichen oft schon eine eindeutige Bestimmung.
– Ein interessantes Detail: Während die Sprosse mitsamt ihren Seitenverzweigungen grün sind
und Chlorophyll enthalten, sind die Sporentriebe (=Blütenstände) nahezu chlorophyllfrei.
– Einige Arten, wie Acker- und Riesenschachtelhalm, bilden Sporentriebe und grüne Triebe getrennt voneinander aus, während sie beim Sumpf-Schachtelhalm und beim Wald-Schachtelhalm gemeinsam auf einem grünen Trieb anzutreffen sind.
– Auch der Zeitpunkt der Blüte ist oft schon ein guter Anhaltspunkt, um eine Art erkennen
zu können.
Das alles klingt komplizierter, als es ist: Die meisten Schachtelhalm-Arten können wir mit etwas Übung schon rasch eindeutig bestimmen. Hier findet ihr kurz zusammengefasst die wichtigsten Bestimmungsmerkmale von fünf häufigen heimischen Arten:
- Acker-Schachtelhalm: Sporentrieb und grüner Trieb wachsen getrennt voneinander!
Blütezeit: April-Mai, Blatthäutchen mit 10-12 dreieckigen Zähnen,
erstes Segment der Seitenverzweigung länger als Blatthäutchen am Spross
Wuchshöhe: 20-60 cm
Lebensraum: Gewässerufer, Wälder, Wegränder, Wiesen
Stängelquerschnitt: hohles Rohr in der Mitte, Außenwand: ringartig angeordnete Röhrchen


Sporentrieb und grüner Trieb getrennt!

erstes Segment der Seitenverzweigung länger als Blatthäutchen am Spross
- Sumpf-Schachtelhalm: Sporentrieb und grüner Trieb nicht getrennt!
Blütezeit: ab Juni, Blatthäutchen mit 4-12 Zähnen,
erstes Segment der Seitenverzweigung deutlich kürzer als das Blatthäutchen am Spross
Wuchshöhe: 10-50 cm
Lebensraum: Gewässerufer, nasse Wiesen
Stängelquerschnitt: Der Stängel zeigt im Querschnitt lauter gleichgroße, hohle Röhren, vergleichbar mit einem Nudelsieb.


Sporentrieb und grüner Trieb
nicht getrennt!

erstes Segment der Seitenverzweigung kürzer
als Blatthäutchen am Spross
- Riesen-Schachtelhalm: Sporentrieb und grüner Trieb wachsen getrennt voneinander!
Blütezeit: April-Mai, Blatthäutchen mit 20-40 dünnen, langen Zähnen, die genauso lang sind
wie das Blatthäutchen, Stängeldurchmesser deutlich größer als beim Ackerschachtelhalm!
Wuchshöhe: 40-150 cm
Lebensraum: schattige Wälder, Quellfluren, seltener in Maisäckern
Stängelquerschnitt: In der Mitte befindet sich ein dominierender, zentraler Hohlgang.
Dieser ist zum äußeren Rand mit eiförmigen Hohlgängen versehen.

Sporentrieb und grüner Trieb getrennt

20-40 lange Zähne am Blatthäutchen

dicker Stängeldurchmesser
- Wald-Schachtelhalm: Sporentrieb und grüner Trieb nicht getrennt.
Blütezeit: April-Mai, Blatthäutchen mit 2-7 zu Lappen zusammengewachsenen Zähnen,
Wuchshöhe: 20-60 cm
Lebensraum: feuchte und saure Wälder, bis rund 1700 m Seehöhe
Stängelquerschnitt: Der zentrale Hohlgang dominiert. Dieser ist aber nicht so dominierend wie beim Winterschachtelhalm. Zum äußeren Rand befindet sich ein Ring mit rechteckigen Hohlgägen, die an den Ecken aber abgerundet sind.

Sporentrieb und grüner Trieb nicht getrennt

Zähne am Blatthäutchen verwachsen

für uns der Schönste von allen!
- Winter-Schachtelhalm: Sporentrieb und grüner Trieb nicht getrennt.
Blütezeit: Mai-Juli, Blatthäutchen nur anfangs mit Zähnen, die schnell abfallen, Seitenäste fehlen, Wuchshöhe: 30-100 cm
Lebensraum: Auwälder, entlang von kleinen Bächen und Quellfluren
Ein auffälliges Detail im Winter: Der Winterschachtelhalm bleibt auch im Winter grün!
Stängelquerschnitt: Der zentrale Hohlgang macht bis zu 90 % des Stängeldurchmessers aus!
Nur zum äußeren Rand befinden sich kleine Hohlgänge in ringförmiger Anordnung.

Zähne fallen rasch ab

ohne Seitenverzweigungen

zu jeder Jahreszeit grün
Nicht zuletzt verraten auch die Stängelquerschnitte, um welche Art es sind handelt. Als Beispiele:



Wir hoffen, dass wir euch hier einige hilfreiche Informationen zum Bestimmen von Schachtelhalmen zusammenstellen konnten. Letztlich bedarf einer gewissen Übung, sie eindeutig zu erkennen.
Doch wie eingangs schon erwähnt: So schwierig ist es eigentlich nicht.
Die beste Lehrmeisterin ist immer die Natur! So oft wie möglich einen Schachtelhalm genau unter die Lupe zu nehmen hiflt am besten, sie all voneinander zu unterscheiden.
Viel Spaß beim Schachtelhalm suchen, finden und erkennen!
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