Heimische Laubbäume: Ulmen

Heimische Laubbäume: Ulmen

Ulme

Ulmen (Ulmus sp.) bilden eine kleine Pflanzenfamilie, die Ulmengewächse (Ulmaceae). Im Gegensatz zu Birken, Linden oder Erlen gehören sie zu den weniger bekannten heimischen Baumarten.

Umgangssprachlich werden Ulmen auch heute noch gerne als Rüster oder Rusten (althochdeutsch „rust“ – weitere Herkunft ungeklärt) bezeichnet. Die Familie der Ulmengewächse wird zur Ordnung der Brennnesselartigen (Urticales) gezählt. Daher sind Ulmen genetisch mit Brennnesseln, Glaskräutern, Hanf, Maulbeerbäumen und Zürgelbäumen verwandt.

Pflanzenaufbau

Ulmen besitzen eine zweizeilige Blattstellung (= eine Sonderform der schraubigen Blattstellung) und können eine Höhe von bis zu 40 m erreichen. Ihre Laubblätter sind einfach aufgebaut, oft verkehrt-eiförmig zugespitzt, mit gesägten oder doppeltgesägten Blatträndern. Ein Erkennungsmerkmal der Ulmen-Arten ist der am Blattstiel gelegene asymmetrische Ansatz der Blattfläche. Ulmen sind windblütig und blühen vor dem Austrieb der Laubblätter in doldigen Blütenständen. Dennoch kann man im Frühjahr durchaus pollensammelnde Insekten auf den Blüten beobachten. Die kleine, trockene Nussfrucht ist eine Flügelfrucht.

Insekten und Schadorganismen

Einige Schmetterlings-Arten wie der Ulmen-Zipfelfalter (Satyrium w-album) sind in ihrer Vermehrung und Lebensweise an Ulmen gebunden. Gallmilbe, Ulmenschildlaus und Blasenlaus zählen zu den Schädlingen der Ulmen-Arten.
Ulmen sind in Österreich zumindest regional in ihren Beständen gefährdet. Für das andauernde Ulmensterben sind allerdings Schlauchpilze verantwortlich. Sie werden vom Kleinen- und Großen Ulmen-Splintkäfer übertragen, der seine Gänge in das Holz hineinbohrt. Der Pilz verstopft die Leitungsbahnen im Holz, und es kommt zum Absterben der Bäume.

Heimische Ulmen

In Österreich kommen drei bedeutende Ulmenarten vor: Berg-Ulme (Ulmus glabra), Feld-Ulme (Ulmus minor) und Flatterulme (Ulmus laevis). Die Feld-Ulme wird vom Ulmensterben besonders schwer in Mitleidenschaft gezogen, sodass es heute kaum noch ältere Baumbestände gibt. Da die Feld-Ulme zur Ausbildung von Wurzelausläufern neigt, kann sie häufig auch starken Befall des Ulmen-Splintkäfers überleben. Sie bildet seither aber meist nur mehr strauchige Wuchsformen aus. Die Flatter-Ulme besitzt stärkere Abwehrmechanismen und ist am wenigsten vom Ulmensterben betroffen.

Kulinarik

Alle drei heimischen Ulmen-Arten sind essbar, besonders die Blätter können kulinarisch verwendet werden. Aus ihnen kann zum Beispiel sehr gutes Streckmehl hergestellt werden. Mehr darüber erfahrt ihr in unserem Blog-Beitrag zu Streckmehlen aus Laubblättern. Da die heimischen Ulmen-Bestände durch das Ulmensterben allerdings stark beeinträchtigt sind, empfehlen wir einen sorgsamen Umgang bei der Nutzung ihrer Pflanzenteile.

Ulmen werden gerne in Gärten, als freistehende Bäume in Wiesen sowie in Parks gepflanzt. Dort bilden sie über Ausläufer gerne junge Schösslinge. Da diese ohnehin abgemäht werden, eignen sie sich besonders gut zum Sammeln und Verarbeiten. (Anm.: natürlich unter Einhaltung naturschutzrechtlicher Bestimmungen und der Beachtung der Besitzverhältnisse!).

Volksheilkunde

Früher wurden Ulmen volksmedizinisch häufig verwendet. Die Rinde ist reich an Gerbstoffen, Schleimstoffen und Phytosterinen. In den Laubblättern sind wichtige Schleimstoffe, Vitamine und Mineralstoffe enthalten. Der Teeauszug (Infus) aus der Rinde kam früher bei Durchfall zur Anwendung. Ulmenrindentinktur eignet sich zum Gurgeln bei Entzündungen im Mund oder Rachen. Äußerlich können Umschläge aus Teeauszug oder Tinktur bei Ekzemen, Akne, Hämorriden, Lippenherpes und chronischen Hautleiden hilfreich sein.
In der Gemmotherapie werden Glycerin-Mazerate aus Knospen und jungen Sprossen eingesetzt.

Wenn ihr euch näher für die Nutzungsmöglichkeiten der Ulmen interessiert, empfehlen wir euch unser Webinar „Laubbäume heilkundlich und kulinarisch nützen„. Darin erfahrt ihr Grundlegendes zu Lebensweise und Erkennungsmerkmalen heimischer Laubbäume. Wir stellen zahlreiche Baum-Arten vor und gehen auf heilkundliche und kulinarische Nutzungsmöglichkeiten verschiedener Baumarten ein.

Verwendete Literatur

– M. Fischer, W. Adler, K. Oswald: Exkursionsflora von Österreich, Liechtenstein und Südtirol 3. Aufl. Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen: 2008
– St. G. Fleischhauer et al.: Enzyklopädie essbare Wildpflanzen 2. Aufl. Aarau und München: AT-Verlag 2014

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