Wiesen-Kerbel – schmackhafte Heilpflanze

Wiesen-Kerbel – schmackhafte Heilpflanze

Doldenblütler


Der Wiesen-Kerbel (Anthriscus sylvestris) zählt im zeitigen Frühjahr zu den ersten üppig grünen Wildkräutern, die wir nutzen können. Der einzige Grund, der viele Menschen davon abhält, den schmackhaften Doldenblütler zu verwenden, ist seine Verwechslungsgefahr mit giftigen Artgenossen.

Verwechslungspflanzen

Verwechslungsmöglichkeiten im Rosettenstadium gibt es vor allem mit der Gemeinen Hundspetersilie (Aethusa cynapium), dem Hecken-Kälberkropf (Chaerophyllum temulum) und dem Gefleckten Schierling (Conium maculatum).

Wiesen-Kerbel erkennen

Die zwei- bis mehrjährige Pflanze wächst gerne an etwas feuchteren Stellen, entlang von Wegen, Hecken, Intensivwiesen und an Waldrändern. Der Wiesen-Kerbel gilt als Nährstoffzeiger (Stickstoffzeiger!) und kann durchaus in größeren Beständen vorkommen. 
Jetzt im Vorfrühling bildet er frische Laubblätter mit 2-3-facher Fiederung aus. Das Laubblatt ist im Umriss dreieckig, die einzelnen Fiederblättchen sind geteilt. Im Gegensatz zum Gefleckten Schierling besitzt der Wiesen-Kerbel auf der Oberseite des Blattstieles eine Vertiefung (Einkerbung), während der Schierling auch Laubblätter ohne Vertiefung auf der Oberseite des Blattstieles ausbilden kann. Der Querschnitt des Blattstieles ist beim Wiesen-Kerbel dreieckig und beim Gefleckten Schierling rund. Darüber hinaus verströmt der Gefleckte Schierling beim Anschnitt einen unangenehmen Duft.

Beim nahe verwandten, einjährigen Echten Kerbel (Anthriscus cerefolium) duften die Laubblätter aromatisch. Dagegen sind die Laubblätter vom Wiesen-Kerbel nahezu geruchsneutral. Wer aber eine gute Nase hat, kann beim Pflücken besonders im Spätwinter einen leichten, aromatischen Duft wahrnehmen. Insgesamt nimmt der Gehalt an ätherischen Ölen beim Wiesen-Kerbel mit Fortdauer des Jahres ab.

Inhaltsstoffe

Die Pflanze ist reich an Mineralstoffen wie Kalium und Magnesium und Spurenelementen wie Eisen. Zu den Inhaltsstoffen zählen weiters Glykosid-Verbindungen, Furanocumarine, Bitterstoffe, Flavonoide, ß-Carotin und Vitamin C.

Volksmedizin

Volksmedizinisch sind vor allem Teeauszüge aus den Laubblättern und der Wurzel bekannt, die innerlich angewendet antioxidativ, entgiftend, blutreinigend und entzündungshemmend wirken. Daher eignet sich der Wiesen-Kerbel gut für Frühjahrskuren. Bei Erkältungskrankheiten kann die schweißtreibende Wirkung der Pflanze hilfreich sein. Enthaltenen Bitterstoffe und ätherischen Öle unterstützen zudem die Verdauung. Die zu Brei zerquetschten Blätter können als Auflage bei Ekzemen und Hautentzündungen heilend und beruhigend wirken.

Wiesen-Kerbel in der Küche

Kulinarisch hat der dezent duftende Wiesen-Kerbel so Einiges zu bieten: Er hebt sich von anderen Wildkräutern durch seinen milden Geschmack in Richtung Anis und Kümmel ab. Die Laubblätter sind weich und angenehm in ihrer Konsistenz. Zudem ist die Blattrosette im Frühjahr meist üppig und bietet sich oft in großer Menge an.
Die Laubblätter des Wiesen-Kerbels sind roh ein wunderbares Gewürz für Gemüse, Aufstriche oder Fisch. Gekocht ergeben sie schmackhafte Füllungen für Nudeln oder Strudel. Sie passen auch gut in Grüne Suppen und Saucen. Die zu einer Rübe verdickte Wurzel kann im ersten Lebensjahr der Pflanze als Wurzelgemüse verwendet werden und ist eine willkommene, mineralstoffreiche Abwechslung im Gemüseeintopf oder der Minestrone.

Köstliche Verwandte des Wiesel-Kerbels

Neben dem Wiesen-Kerbel finden wir am Waldrand oder in Weinbergen häufig den viel aromatischeren Echten Kerbel (Anthriscus cerefolium), der kulinarisch vielseitig genutzt wird. Wir kennen ihn beispielsweise aus der Frankfurter Grünen Sauce. Auch ein Kerbelsüppchen oder Aufstriche und Saucen mit Echtem Kerbel sind Delikatessen.

Ein weiterer schmackhafter Verwandter ist die Kerbelrübe (Chaerophyllum bulbosum), auch Knolliger Kälberkropf genannt. Wir finden sie manchmal an Feldrändern, auf Böschungen oder in Heckengemeinschaften. Bei der Kerbelrübe wird, wie der Name schon vermuten lässt, vor allem die Rübe der Pflanze gegessen. Wir verarbeiten sie gerne zu Kerbelrübenpüree können euch sehr empfehlen, dieses Gericht einmal auszuprobieren.

2 Antworten zu “Wiesen-Kerbel – schmackhafte Heilpflanze”

  1. Also laut Foto sieht der gef. Schierling dem Wiesenkerbel sehr ähnlich. Gibt es ein eindeutiges Merkmal zur Unterscheidung?
    lg Martina

    • Bei der Unterscheidung von Wiesen-Kerbel und Geflecktem Schierling spielt der Geruch eine bedeutende Rolle. Während der Schierling sehr unangenehm nach Aas oder Mäuse-Urin riecht, richt der Wiesen-Kerbel leicht aromatisch (auf jeden Fall viel angenehmer). Der Gefleckte Schierling hat einen rundlich bis ovalen Blattstiel, ohne dass eine Einkerbung sichtbar wäre. Der Wiesenkerbel besitzt am Blattstiel auf der Oberseite eine kleine Vertiefung. Rote Flecken sind leider kein Bestimmungskriterium. Der Gefleckte Schierling ist besonders in seiner Jugend-Zeit ohne Flecken.
      Der Geruch ist auf jeden Fall ein sehr guter Anhaltspunkt!
      Liebe Grüße
      Ronald

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