Streckmehl aus Lindenblättern

Streckmehl aus Lindenblättern

Streckmehl


Pflanzenmehle waren bei unseren Vorfahren eine willkommene Möglichkeit, Getreidemehle zu strecken und sogenannte „Streckmehle“ herzustellen. Hier zeigen wir euch wie man Streckmehl aus Lindenblättern (Tilia sp.) zubereitet.

So konnte man sparen und gleichzeitig gesunde Inhaltsstoffe und Geschmacksvarianten in verschiedene Teige und andere Speisen oder Gewürze bringen.

Heute kommen wir wieder darauf zurück, aus den unterschiedlichsten Pflanzen und Pflanzenteilen Mehle herzustellen und zu verwenden. Frische Pflanzenteile werden zum richtigen Zeitpunkt geerntet, schonend getrocknet, gemahlen und aufbewahrt bzw. verarbeitet. Das alles kostet uns nichts, außer ein bisschen Arbeitszeit.

Je nach Pflanzenmehl können wir unsere Mahlzeiten mit unterschiedlichen, gesundheitsfördernden Inhaltsstoffen und vielfältigen Geschmacksnuancen bereichern.

Vom Frühjahr bis in den Sommer, bei manchen Bäumen sogar bis in den Herbst, ist eine gute Zeit, um die frischen, jungen Blätter essbarer Laubbäume zu ernten und zu Mehl zu verarbeiten. Damit schaffen wir schon jetzt eine gute und gesunde Grundlage für unsere Vorräte.

Das wichtigste Blattmehl unserer „Speiselaubbäume“ ist wohl das Streckmehl aus Lindenblättern.
Kein Baum schmeckt so gut, mild und doch aromatisch wie die Linde. Das gilt für Knospen, Blätter, frische Früchte und natürlich auch für die süßlichen Blüten.
Lindenblätter schmecken mild-aromatisch und sind dank der enthaltenen Schleimstoffe beim Kauen etwas schleimig. Am besten erntet man sie im Frühjahr, wenn sie noch ganz frisch sind.
Da Lindenblätter aber bis zum Herbst ihren angenehmen Wohlgeschmack behalten und auch weich bleiben, kann man sie bis in den September nützen.

Egal ob Sommer- oder Winterlinde oder eine andere Linden-Art, die Blätter sind immer essbar.
Die beiden bei uns häufigsten Arten sind allerdings die Sommer- und die Winterlinde, die man recht leicht unterscheiden kann.

Wichtige Unterscheidungsmerkmale zwischen Sommer- und Winterlinde anhand der Laubblätter

Sommerlinde: 8-12 cm lang, schief herzförmig, helleres Grün, beidseitig meist samtig behaart, Blattstiele ebenfalls leicht behaart.
Blattunterseite: weißliche Behaarung am Ansatz der Verzweigungspunkte der Blattnerven in den Blattachseln. Man spricht von sogenannten Achselhärchen.
Winterlinde: 4-7 cm lange Blätter, schief herzförmig, Blattstiel und Oberseite glatt und nicht behaart.
Blattunterseite: hell, oft fast silbrig, bräunliche Behaarung am Ansatz der Verzweigungspunkte der Blattnerven in den Blattachseln (Achselhärchen).

Neben Linden (Tilia sp.) verwendete man früher die geschmacklich milden Blätter unterschiedlicher Ulmen-Arten (Ulmus sp.) besonders gerne für Streckmehl, aber auch die jungen Blätter von Rotbuchen (Fagus sylvatica), Hainbuchen (Carpinus betulus) , Ahorn-Arten (Acer sp.) oder Birken (Betula sp.) kommen in Frage. Die Betonung liegt in diesen Fällen auf „jung“: Bei all diesen Laubbäumen sind Blätter ab Mitte Mai meist recht fest und gerbstoffreich. Daher schmecken sie oft bitter und sind eher für fortgeschrittene Wildpflanzen-Gourmets geeignet.

Streckmehl aus Lindenblättern und Blättern anderer Laubbäume herstellen

  • – Du pflückst an einem sonnigen, trockenen Tag eine Schüssel voll möglichst schöner, frischer Laubblätter.
    – Du legst sie locker auf Backpapier oder einem großen Blech auf und lässt sie für einige Tage bei Raumtemperatur offen liegen – einmal täglich wenden.
    – Stattdessen können die Blätter auch bei maximal 40°C im Backrohr getrocknet werden.
    – Die rascheltrockenen Blätter werden mit den Händen grob zerrieben.
    – Zuletzt werden sie mit dem Pürierstab oder einer elektrischen Kaffeemühle püriert.
    – Dann kann das feine, grüne Mehl in Gläsern gut verschlossen und dunkel bei Raumtemperatur oder im Keller für einige Monate gelagert werden.
    – Im Laufe der Zeit verliert das Pflanzenmehl an Inhaltsstoffen, aber ein gutes halbes Jahr kann man es auf jeden Fall lagern und verwenden.

Die meisten Inhaltsstoffe bleiben natürlich erhalten, wenn das Pflanzenmehl nicht erhitzt wird. Daher passt speziell das milde Lindenmehl gut in Joghurt-Cremes, übers Müsli, in verschiedene Getränke, Aufstriche und vieles mehr.
Man kann es aber auch Suppen, Saucen oder verschiedenen Teigen beimischen und Speisen damit verfeinern.

Fügt man ein Streckmehl Teigen bei, so kann man maximal 30 % der erforderlichen Mehlmenge durch ein Pflanzenmehl ersetzen. Wir empfehlen aber einen geringeren Anteil von etwa 5-10 %. Diese Menge reicht aus, um beispielsweise Brotteig intensiv zu färben und ihm eine spezielle geschmackliche Note zu verleihen.

Wenn Ihr einmal begonnen habt, Pflanzenmehle herzustellen, werdet ihr sie nicht mehr missen wollen. Wir wünschen euch viel Spaß dabei!

Weiteres zu Linde und Streckmehl

Eine wunderbare Farbe verleihen die Lindenblätter dem Sauerteigbrot mit Lindenmehl sowie diesen Lindenmehl-Crêpes.
Probiert doch mal eines dieser Rezepte und schreibt uns in die Kommentare wie es geworden ist!

Wer mehr über die Nutzung von unseren einheimischen Laubbäumen erfahren möchte, dem empfehlen wir unser „Webinar – Laubbäume heilkundlich und kulinarisch nützen“.
Hier erfahrt ihr wie man die Bäume erkennt und wo man sie findet. Außerdem teilen wir exklusive Rezepte für die kulinarische und heilkundliche Verarbeitung jeder vorgestellten Baum-Art mit euch.

13 Antworten zu “Streckmehl aus Lindenblättern”

    • Das ist eher nicht empfehlenswert. Laubblätter von Obstbäumen sind sehr gerbstoffreich und schmecken entsprechend bitter.

  1. Da bekommt das Wort Blätterteig ganz anderen Bedeutung. 😀
    Wir verwenden beim Kochen sehr gerne Weinblätter, z.B. klein geschnitten im Reiseintopf. Himbeereblätter werden in Teemischungen oft untergemischt. Kann man die vielleicht auch trocknen und als Mehl verwenden?

    • Mit dem Blätterteig hast du allerdings recht 😊! Du kannst natürlich auch Himbeerblätter verwenden. Sie enthalten ein bisschen mehr Gerbstoffe als andere Blätter, aber wenn sie dir schmecken, kannst du natürlich Mehl draus machen! Viel Erfolg beim Blätterteig machen!

    • Wir verwenden bei Brotteigen meist einen Streckmehlanteil von 5-10 %. Bis 30 % wäre es allerdings möglich. Am besten ausprobieren, wie es am besten schmeckt!
      Liebe Grüße von uns!

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