Der Alpenampfer – Delikatesse von der Alm

Der Alpenampfer – Delikatesse von der Alm

Rumex alpinus


Im Frühsommer geht es wieder auf die Almen in nah und fern, weshalb wir uns diesmal einer besonders interessanten Pflanze widmen, die uns dort reichlich zur Verfügung steht: dem vielseitig verwendbaren Alpenampfer (Rumex alpinus).

Die bis zu einem Meter hohe Wildpflanze ist eine kulinarische Delikatesse, die uns mehr als reichlich zur Verfügung steht und sogar ein wenig eingedämmt werden sollte. Dem Sammeln von Alpenampfer steht also nichts im Weg – zumindest ab 1000 Metern Seehöhe.

Einige botanische Details:

Der Alpenampfer ist ein Knöterichgewächs (Polygonaceae) und als Gebirgspflanze vor allem von 1000 bis 2600 Meter Seehöhe zu finden.
Almwiesen- und weiden, feuchte Hochstaudenfluren, entlang von Waldwegen und Flächen mit hohen Nährstoffgehalten zählen zu seinen Lebensräumen.
Der Alpenampfer zeigt hohe Stickstoffgehalte im Boden an und wird vom Weidevieh aufgrund seines hohen Oxalsäuregehalts nicht gefressen.

Die Laubblätter mit ihrem langen Blattstiel sind schraubig am Stängel angeordnet und bilden in Bodennähe eine Rosette. Die ungeteilten Laubblätter können durchaus 50 cm lang werden, Laubblätter in Bodennähe sind oft herzförmig.

Die Blattstiele und die bis zu 1 Meter hohen Stängel besitzen rote Längsstreifen.
Am oberen Stielende sitzen an anliegenden, rispenartigen Verzweigungen zwittrige Blüten.
Die Blütezeit reicht von Juni bis August. Nach der Blüte bildet die Pflanze auffällige, rotbraune Nussfrüchte aus. Die mächtigen Fruchtstände sterben nach den ersten Frösten ab und bleiben im vertrockneten Zustand oft auch über den Winter erhalten.

Wie viele Wildpflanzen bildet der Alpenampfer unterirdische Rhizome aus, die sich über Ausläufer ausbreiten und mit zunehmendem Alter der Pflanze verholzen. So können großflächige Bestände der ausladenden Pflanze entstehen, mit denen Bergbauern meist wenig Freude haben.

Da das Weidevieh den Alpenampfer ungern frisst, verdrängt die großflächig auftretende Pflanze bessere Futterpflanzen. Aus diesem Grund wurde der Alpenampfer früher systematisch von Weiden entfernt. „Ampferstechen“, das Ausstechen von Alpenampferpflanzen, ist einigen von uns auch heute noch noch bekannt und wird zuweilen noch immer praktiziert.

Der Alpenampfer wird gerne als Butterpletschn, Scheissplotschn, Saustampfer oder auch Mönchsrhabarber bezeichnet und hat in alpinen Regionen eine lange Geschichte als Nahrungs-, Nutz- und Heilpflanze. In früheren Jahrhunderten galt er angeblich als das wichtigste Wildgemüse in alpinen Regionen und war bis ins frühe 20. Jahrhundert eine der am besten erforschten Alpenpflanzen. Nicht zu Unrecht, denn die mächtige Pflanze bietet wirklich reichlich Material für unterschiedlichste Zubereitungen und Verwendungen.

In erster Linie wurde die Pflanze kulinarisch verwendet, doch auch volksmedizinisch fand der Alpenampfer früher verschiedene Einsatzgebiete. Die Pflanze ist reich an Vitamin C und Mineralstoffen und enthält darüber hinaus Eiweiß, Flavonoide, Gerbstoffe, Antrachinone,  Bitterstoffe und auch Oxalsäure.

Aus den jungen Laubblättern wurde im Frühjahr ein Teeaufguss zur Entschlackung und Blutreinigung sowie bei Husten getrunken. Alpenampfertee wirkt darüber hinaus harntreibend und verdauungsfördernd. Er regt die Gallensaftproduktion an und gilt als appetitanregend. Äußerlich wurden aus allen Pflanzenteilen Breiumschläge bei Hautleiden angewendet. Bündel frischer Laubblätter wurden auf heißer Glut geschmort und die inneren, nicht verkohlten Blätter auf Wunden aufgelegt. Die im Herbst ausgegrabenen Wurzeln setzte man als Teeaufguss bei Verstopfung ein. Große Blätter wurden sogar als WC-Papier verwendet.

Auch wenn der Alpenampfer bei Weidetieren unbeliebt ist, verwendete man ihn früher durchaus als Futtermittel. Ampferblätter wurden in großen Mengen gekocht, siliert, mit heißem Wasser und Küchenabfällen vermischt und anschließend an Rinder und Schweine verfüttert. Dieser Brei wurde Mass (= mittelhochdeutsch für „Speise, Mehl“) genannt und in harten Wintern in der Schweiz und einigen Bundesländern Österreichs sogar von der Bevölkerung gegessen.

Wie man den Alepnampfer kulinarisch verarbeitet sowie eines unserer Lieblingsrezepte findet ihr in diesem Beitrag zum Alpenampfer.

Interessante Literatur zum Alpenampfer:

Brockmann-Jerosch, Heinrich: Surampfele und Surchrut. Ein Rest aus der Sammelstelle der Ureinwohner der Schweizer Alpen. In: Neujahrsblatt der naturforschenden Gesellschaft in Zürich auf das Jahr 1921. S. 1-28
Machatschek, Michael: Nahrhafte Landschaft: Ampfer, Kümmel ,Wildspargel, Rapunzelgemüse, Speiselaub und andere wiederentdeckte Nutz- und Heilpflanzen. 2., unveränderte Aufl., Wien (u.a.): Böhlau, 2003.
Pötsch, E.M.: Historisches zum Ampfer. 7. Alpenländisches Expertenforum, BAL Gumpenstein, S. 29-32.
Schröter, Carl: Das Pflanzenleben der Alpen. Zürich: Verlag Albert Raustein, (1908).

2 Antworten zu “Der Alpenampfer – Delikatesse von der Alm”

  1. Auf welche Almwirtschaft kann ich diese Pflanze als Gericht zubereitet bekommen? Sind vermutlich weniger klimabelastend als Rinderherden die gemeinsam mit Ziegen und Schafen für das Überstrapazieren des Planeten sorgen.

    • Leider werden Sie diese Gerichte auf keiner Alm bekommen. Der Alpenampfer ist gerade auf den Almen nicht sehr beliebt, und wir erzählen vielen Menschen, die in den Bergen wohnen, was man alles Schmackhaftes mit dem Alpenampfer anstellen kann.
      am besten einmal selber ausprobieren!

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