Gemeiner Wacholder – Botanisch und Heilkundlich

Gemeiner Wacholder – Botanisch und Heilkundlich

Gemeiner Wacholder


Der Gemeine Wacholder (Juniperus communis) ist in der Umgangssprache bei uns auch unter dem Namen Kranawetten oder Kranawitn bekannt und zählt zur Familie der Zypressengewächse (Cupressaceae).

Der mit immergrünen, kleinen, stechenden Nadeln besetzte Strauch oder seltener kleine Baum kommt österreichweit vor. In einigen Gebieten, wie im Burgenland, ist er gefährdet. Dort sollten seine Nadeln und Früchte nicht gesammelt werden!

Die wirtelig angeordneten Nadeln erreichen eine Größe von etwa 1,5 Zentimetern. An ihrer Oberseite befindet sich ein auffälliger, bläulich-weiß gefärbter Wachsstreifen.
Der Gemeine Wacholder ist meistens zweihäusig, es gibt also männliche und weibliche Pflanzen. Die Blütezeit reicht, je nach Höhenlage, von Ende März bis in den Juni. Die Blüten der männlichen Vertreter enthalten nur den Pollen und bilden keine Samen aus. Aus den Blüten der weiblichen Vertreter entwickeln sich die Früchte, die botanisch gesehen Zapfen sind, umgangssprachlich aber als Beeren bzw. Beerenzapfen bezeichnet werden. Anfangs sind sie grünlich, bis zur Endreife nach zwei oder gar drei Jahren verfärben sie sich schließlich schwarz.

Es gibt vom Gemeinen Wacholder einige Unterarten oder nah-verwandte Arten. Dazu zählen der Heide-Wacholder (Juniperus communis subsp. communis) und der Alpen-Wacholder (Juniperus subsp. nana). Ihre Einsatzgebiete decken sich in Kulinarik und Volksmedizin mit dem Gemeinen Wacholder. Wer schon einmal in Italien oder Kroatien auf Urlaub war, der könnte Bekanntschaft mit dem Stech-Wacholder (Juniperus oxycedrus) gemacht haben. Seine Beeren sind bei der Endreife im Gegensatz zum Gemeinen Wacholder bräunlich gefärbt und viel größer. Außerdem schmecken sie süßlich!
Weltweit gibt es viele Wacholder-Arten, die, wie ihre Kreuzungen, gerne im Ziergartenbereich eingesetzt werden. Sie können selbst von Fachleuten oft nur schwer bestimmt werden. Außerdem gibt es giftige Vertreter, wie den seit der Antike bekannten und in allen Pflanzenteilen giftigen Sadebaum (Juniperus sabina).

Der Gemeine Wacholder enthält in den Ästen, Zweigen und Nadeln Gerbstoffe und ätherische Öle, aber keine Harze. Die „Wacholderbeeren“ enthalten Flavonoide, Gerbstoffe, Harze, bis zu 30 % Zucker und ätherische Öle, allerdings in einer anderen Zusammensetzung als im Holz.

Volksmedizinisch werden die frischen oder getrockneten Früchte in Form einer Tinktur, eines Teeauszugs oder einfach gekaut verwendet. 
Anwendungsgebiete sind vor allem Verdauungsprobleme, Rheuma und Gicht, Harnwegsinfekte, Blähungen und Sodbrennen. Innerlich eingenommen wirken Wacholderbeeren auch harntreibend und blutreinigend. Äußerliche Auflagen fördern die Durchblutung, können aber bei zu langer Anwendung hautreizend wirken.
Der Wacholder besitzen übrigens antivirale und keimtötende Wirkung – Eine Wacholderbeeren-Kur wäre in Grippezeiten gute Idee!

Genießbare Wacholder-Arten wurden seit der Antike oft und ausführlich beschrieben. Schon Dioskurides und Plinius widmeten dem Wacholder medizinische Abhandlungen und wussten, dass die Pflanze zusammenziehend und erwärmend und insgesamt gut auf Magen und Verdauung wirkt. Von den alten Ägyptern weiß man, dass die intensiv duftenden Beeren zum Parfümieren und für den magischen Schutz von Mumien verwendet wurden.

Wacholder-Arten gehören in unterschiedlichen Erdteilen auch zu den ältesten Räucher- und Kultpflanzen.
In vielen Kulturen und auch bei uns ist der Gemeine Wacholder mit seinem warmen, intensiven Duft eine wichtige Schutzpflanze. Eine Räucherung mit Wacholder erdet uns, soll klärend und reinigend wirken und uns vor Gefahr schützen. Die keimtötende, antivirale Wirkung der Pflanze macht Räucherungen vor allem in Zeiten wie diesen zur idealen Raumreinigung. Schon im Mittelalter räucherte man übrigens mit Wacholder, um sich vor ansteckenden Krankheiten zu schützen. Zum Räuchern werden die Früchte und Nadeln verwendet.

Kulinarisch kommen bei uns traditionell die getrockneten Früchte des Gemeinen Wacholders als Beigabe zu Speisen und Getränken zum Einsatz. Sie schmecken sowohl scharf als auch leicht harzig, bitter und ein wenig süß. Wacholderfrüchte werden Saucen von Wildgerichten, Fischsud oder Sauerkraut beigefügt und auch zum Räuchern von Fisch oder Fleisch verwendet. Es ist auch allseits bekannt, dass sie wichtige Bestandteile von Gin sind. 
Wacholderbeeren könnten allerdings weit häufiger kreativ in unseren Speiseplan eingebaut und zum Beispiel zu köstlichen Sirupen und Gewürzmischungen verarbeitet werden.

Wir haben sie mit frischen Orangenschalen und Zucker fein gemahlen und anschließend Gewürzkekse damit gebacken. Auch haben wir festgestellt, dass sie in geringen Mengen Heiße Schokolade und Kaffee veredeln können.
 Das Aroma von getrockneten Beeren ist übrigens intensiver als das von frischen.

Vielleicht interessieren euch unsere köstlichen Wacholderplätzchen.

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