Die meisten von uns haben schon öfter davon gehört, dass Käse früher mit pflanzlichem Lab hergestellt wurde und nicht mit Lab aus Kälbermägen.


Die Labkräuter haben nicht zufällig ihren Namen, enthalten sie doch allesamt ein Enzym namens Chymosin, das die Dicklegung von Milch fördert. Im Bild siehst du das Klettenlabkraut, das jetzt im Frühjahr schon sehr schön ist, ansonsten nimmt man vor allem das Echte Labkraut oder auch das Wiesenlabkraut. Aber auch andere Wildpflanzen wir zum Beispiel die Große Brennnessel fördern dank ihrer Inhaltsstoffe das Dicklegen der Milch.
Im Handumdrehen kannst du so aus einem Liter Milch und einem Sträusschen eines Labkrauts oder von Brennnesseln herrlichen Frischkäse selbst herstellen. Das schmeckt nicht nur gut, sondern macht auch jedes Mal irgendwie ein bisschen stolz, weil man etwas Tolles geschaffen hat – finden wir zumindest.
Hier findest du unser ganz einfaches Rezept, das wir diesmal mit frischen Brennnesseln gemacht haben – man kann sie einfach nicht verwechseln:
Zutaten:
– 1 l Kuh-, Schaf- oder Ziegenmilch, mindestens 3,5 % Fettgehalt
– 1 Sträußchen frisches Labkraut (ca. 6 Triebe mit oder ohne Blüten) oder Brennnesseln
– 1 große Rührschüssel
– 1 großes Sieb
– 1 sauberes Mulltuch (Windel)
– 1 Messer
– 1 Löffel
Und so wird’s gemacht:
Die Milch in eine große Rührschüssel leeren und ganz leicht auf etwa 30°C anwärmen. Anschließend die frischen Kräuter (Labkraut oder Brennnesseln) zu einem Sträußchen gebunden in die Flüssigkeit tauchen. Das Sträußchen sollte mit Milch getränkt sein und in der Milch absinken.
Nun deckt man die Mischung mit einem Geschirrtuch zu und stellt sie bei 30-40°C. im Backofen warm. Bei 40°C erfolgt die Dicklegung der Milch erfahrungsgemäß rascher. Man kann den Käseansatz auch mit einem Tuch umwickeln und mit einem Thermophor beschweren!
Die Milchmischung sollte nun in Ruhe gelassen und nicht mehr verrührt werden. Auch Zugluft solltest du vermeiden.
Nach etwa 10 Stunden ist schon deutlich bemerkbar, dass sich um die Kräuter und am Schüsselrand kleine Klümpchen und Verdickungen bilden. Insgesamt sollte man den Ansatz etwa 15 bis 24 Stunden stehen lassen.
Prinzipiell gilt: Je fetter die Milch ist, desto schneller geht es! Und je mehr Kräuter für den Käse verwendet wird, desto rascher stockt die Milch.
Wenn die Milch fest gestockt ist, seiht man den Frischkäse in ein großes, mit einem Mulltuch ausgelegtes Sieb und lässt ihn abtropfen. Nach etwa zwei Stunden schneidet man den noch sehr weichen Käse vertikal mit einem Messer mehrmals der Länge nach durch. Dasselbe macht man in einem Winkel von 90°C noch einmal. Man lässt den Frischkäse noch im Sieb, deckt ihn ab und lässt ihn noch ein bisschen weiter abtropfen.
Die entweichende Flüssigkeit ist Molke, die man trinken oder weiterverarbeiten kann. Nun kann man den Käse mit Kräutern oder Salz würzen. Zuletzt presst man die Masse im Tuch leicht aus, sodass eine weiße Kugel entsteht. Die Konsistenz ist in etwa wie die eines Mozzarella, allerdings ein bisschen gröber.
Nach einigen Stunden hat der Käse eine angenehme weiche, aber schnittfeste Konsistenz und kann beliebig gewürzt und gegessen werden.
Wie es genau funktioniert, siehst du in unserem Video – viel Spaß!
[…] Variante. Möchtest du die Dicklegung dennoch mal mit Kräutern ausprobieren, gibt es hier bei Abenteuer am Wegesrand ein interessantes […]
Vielen herzlichen Dank, liebe Silja! Ich mache den Frischkäse auch gerne zwischendurch mal mit Zitrone 🙂
Super! Vielen Dank. Eine gute Alternative für Menschen, die Zitronensäure nicht vertragen. Könnte man auch getrocknete Brennesseln verwenden?
Getrocknete Brennnesseln sind sehr bröselig und daher nicht so gut geeignet. Sie schmecken auch nicht ganz so gut.
Jetzt gibt es aber schon wieder junge Brennnesseln – egal wie klein sie sind, es funktioniert!
Viele Erfolg und liebe Grüße!
Würde das ggf auch mit pflanzlicher Milch funktionieren?
Wie Mandelmilch?
LG Blanka
Hallo Blanka,
ja, wir haben den Käse schon in verschiedenen pflanzlichen Varianten gemacht: mit Hafermilch, Mandelmilch und Sojamilch. Es funktioniert gut. Wichtig ist auch in diesem Fall, dass die pflanzliche Milch einen relativ hohen Fettgehalt hat. Dann funktioniert es schneller, und der Ertrag ist höher.
Gutes Gelingen!