Distelfrischkäse im Kohldistelblatt

Distelfrischkäse im Kohldistelblatt

Kohldistel


Üblicherweise stellen wir Frischkäse mit Labkräutern her, die bekanntlicher Weise Labenzym enthalten. Dass man auch mit verschiedenen Pflanzenteilen von Disteln Käse herstellen kann, wissen wir erst seit Kurzem – und haben es sofort ausprobiert.

Verschiedene Länder wie Spanien und Portugal haben, im Gegensatz zu uns, eine lange Tradition in der Verwendung von pflanzlichem Lab für die Käseherstellung. Meist werden die in diesen beiden Ländern mit Wildpflanzen hergestellten Käse mit Ziegen- oder Schafmilch hergestellt.

In Portugal und Spanien verwendet man vor allem die Staubgefäße von Artischocken und Distel-Arten für die Milchgerinnung. Sie werden gepflückt oder abgeschnitten, getrocknet und zu Pulver vermahlen. Getrocknetes Pulver verwendet man angeblich, um Schimmelbildung bei der Lagerung des Käses zu vermeiden. Das Pflanzenpulver für die Käseherstellung ist bis zu zwei Jahre haltbar.

Geht man bei der Käseherstellung nicht ganz so professionell vor, dann funktioniert diese auch ganz hervorragend mit frischen Pflanzenteilen von Disteln. Prinzipiell können alle oberirdischen Pflanzenteile für den Käse verwendet werden. Besonders fein schmeckt er aus unserer Sicht mit den Blüten. Im Anschluss findet ihr das einfache Käse-Rezept:

Zutaten:

1 l Milch (Kuh, Schaf oder Ziege) mit hohem Fettgehalt (mind. 3,5%)
– 2 Handvoll Stängel, Blüten und Blätter einer oder unterschiedlicher Disteln (z. B. Kohldistel, Acker- oder Sumpfkratzdistel,
Gänsedisteln)
– 1 schöner Kohldistel-Blütenstand
– bunte Distelblüten
– Salz, Pfeffer

Die Milch wird in eine große Rührschüssel geleert und auf etwa 30°C angewärmt.
Anschließend werden die Distelblüten, -stängel und -blätter in die Milch gelegt, sodass sie mit Milch bedeckt sind. Es ist auch möglich, für Käse nur Distelblüten zu verwenden.
Nun stellt man die Mischung bei 30-40°C im Backofen warm und belässt sie dort für 10 bis 15 Stunden. Die Wärme kann zwischendurch abgestellt werden. Insgesamt sollte die Milch ständig leicht erwärmt sein.

Nach etwa 10 Stunden sollte deutlich bemerkbar sein, dass sich um die Kräuter und am Schüsselrand Verdickungen bilden. Insgesamt sollte der Ansatz nach etwa 15 schön fest und von der Molke getrennt sein.
Prinzipiell gilt: Je fetter die Milch ist, desto rascher geht es! Und je mehr Pflanzenteile für den Käse verwendet werden, desto rascher stockt die Milch.

Wenn die Milch fest gestockt ist entfernt man die Pflanzenteile der Disteln vorsichtig mit sauberen Händen, seiht den Frischkäse in ein großes, mit einem Mulltuch ausgelegtes Sieb, und lässt ihn abtropfen. Nach etwa zwei Stunden schneidet man den noch sehr weichen Käse vertikal mit einem Messer mehrmals der Länge nach durch. Dasselbe macht man in einem Winkel von 90 Grad noch einmal. Man belässt den Frischkäse noch im Sieb, deckt ihn ab und lässt ihn noch ein bisschen weiter abtropfen. 
Die entweichende Molke kann getrunken oder weiter verarbeitet werden.
Nun wird der Käse mit Distelblüten und Salz verfeinert. Zuletzt presst man die Masse im Tuch leicht aus, sodass eine weiche Kugel entsteht.
Zum Servieren schneidet man vorsichtig die Blüten aus dem Blütenkopf der Kohldistel und legt die Käsekugel in die Vertiefung. Der Käse kann noch mit frischen Blütenblättern bestreut werden.

P.S.: Wir arbeiten jetzt auch an der Herstellung von Schnittkäse aus Wildpflanzen und sind gespannt, wann wir auch davon berichten können :).

Wenn ihr noch ein bisschen mehr über Käseherstellung mit pflanzlichem Lab erfahren wollt, können wir euch diese Website empfehlen:
 https://www.alimentarium.org/de/magazine/vom-garten-zur-milchgerinnung

4 Antworten zu “Distelfrischkäse im Kohldistelblatt”

  1. Hi, ich würde euer Rezept super gern ausprobieren, verstehe aber folgendes nicht: was passiert mit den Distelblüten und Stengeln in der gestockten Milch? Die müssen doch raus, oder nicht? Und kann ich die Disteln vorher waschen oder gelingt dann das Fermentieren nicht?

    • Hallo Diane,
      danke für deine Nachricht. In der Tat fehlte da im Rezept ein halber Satz… er scheint verschwunden gewesen zu sein. Die Pflanzenteile der Disteln werden aus dem gestockten Käseansatz genommen, bevor der Käse abgeseiht wird. Du kannst die Disteln vorher durchaus waschen, wobei wir es nicht machen, wenn wir sie sauber sammeln.
      Gutes Gelingen mit dem Käse und Liebe Grüße!
      Christina

  2. Liebe Christina, danke für die Info, dann werde ich das mal mit meinen gestern gesammelten Disteln angehen. Wie viel Salz gebt ihr denn in etwa zu? Das ist immer etwas heikel… Ich hoffe sehr, euch bei einem eurer Workshops einmal kennenzulernen. Ich bin selbst leidenschaftliche Sammlerin. 😁

    • Liebe Diane,
      ich gebe nicht viel Salz dazu, vielleicht einen halben Teelöffel – es ist Geschmackssache.
      Das Salz kommt allerdings erst gegen Schluss dazu, wenn der Käse schon recht fest ist.
      Ich wünsche dir viel Erfolg!
      Liebe Grüße
      Christina

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